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Prokrastination verstehen: Die Psychologie hinter dem Aufschieben

1. Was ist Prokrastination und warum ist sie so verbreitet?

Prokrastination beschreibt das Phänomen, wichtige Aufgaben aufzuschieben, obwohl wir wissen, dass es langfristig negative Konsequenzen haben kann. Stattdessen widmen wir uns oft weniger wichtigen oder sogar unnötigen Aktivitäten, um das unangenehme Gefühl, eine große oder herausfordernde Aufgabe anzugehen, zu vermeiden. Jeder Mensch prokrastiniert ab und zu, aber wenn das Aufschieben zur Gewohnheit wird, kann es produktives Arbeiten und persönliches Wachstum erheblich behindern.

Ein häufiger Grund für Prokrastination ist das Streben nach kurzfristiger Belohnung. Unser Gehirn bevorzugt schnelle Befriedigung – etwa durch Ablenkungen wie Social Media oder Streaming-Dienste – gegenüber langfristigen Zielen, die Anstrengung erfordern. Zudem neigen Menschen dazu, unangenehme Aufgaben zu vermeiden, insbesondere wenn sie mit Unsicherheit, Perfektionismus oder Versagensängsten verbunden sind. Prokrastination ist also nicht nur ein Zeichen von Faulheit, sondern oft ein komplexer emotionaler Bewältigungsmechanismus.

2. Die Psychologie hinter der Prokrastination: Was passiert im Gehirn?

Neuropsychologische Studien zeigen, dass das limbische System, der Teil unseres Gehirns, der Emotionen steuert, eine dominante Rolle bei der Prokrastination spielt. Es ist verantwortlich für die Suche nach sofortiger Belohnung und vermeidet unangenehme Emotionen wie Stress oder Angst. Im Gegensatz dazu ist der präfrontale Kortex für Selbstkontrolle, Planung und langfristige Zielverfolgung zuständig. Wenn wir prokrastinieren, gewinnt das limbische System die Oberhand über den präfrontalen Kortex.

Auch negative Emotionen wie Angst und Überforderung spielen eine zentrale Rolle. Wer beispielsweise Angst vor dem Scheitern hat oder sich von der Größe einer Aufgabe erdrückt fühlt, vermeidet diese, um das unangenehme Gefühl kurzfristig zu lindern. Doch dieser kurzfristige Aufschub führt oft zu einem Teufelskreis: Je mehr wir aufschieben, desto größer wird der Stress und die Angst vor der Aufgabe – was wiederum weiteres Prokrastinieren begünstigt.

3. Emotionale und kognitive Faktoren: Was hält uns zurück?

Zu den häufigsten emotionalen Auslösern von Prokrastination gehören Perfektionismus, Selbstzweifel und Überforderung. Perfektionisten neigen dazu, Aufgaben zu meiden, wenn sie befürchten, dass das Ergebnis nicht perfekt sein könnte. Selbstzweifel verstärken dieses Verhalten, da Menschen glauben, dass sie die Aufgabe nicht erfolgreich bewältigen können. Die Angst vor Misserfolg führt dazu, dass die Betroffenen sich lieber in harmlose Aktivitäten flüchten, anstatt sich der Herausforderung zu stellen.

Ein weiterer Faktor ist der Mangel an intrinsischer Motivation. Wenn eine Aufgabe keinen direkten Bezug zu den eigenen Werten oder Interessen hat, fällt es schwerer, sich aufzuraffen. Auch fehlende Struktur und unrealistische Ziele begünstigen das Aufschieben. Wenn wir uns überfordernde oder unklare Aufgaben setzen, erscheint der erste Schritt oft zu groß – und wir schieben ihn lieber auf.

4. Prokrastination verstehen: Unterschied zwischen Faulheit und Aufschieben

Es ist wichtig, zwischen Prokrastination und Faulheit zu unterscheiden. Faulheit bedeutet, keine Lust zu haben, etwas zu tun, und gar nicht erst die Absicht zu haben, aktiv zu werden. Prokrastination hingegen ist oft von einem inneren Konflikt begleitet: Wir wollen die Aufgabe erledigen, schaffen es aber nicht, anzufangen. Prokrastinierer erleben häufig Schuldgefühle und einen inneren Druck, da sie wissen, dass das Aufschieben negative Folgen haben kann.

Dieser innere Konflikt kann zu einem Kreislauf aus Stress und weiteren Verzögerungen führen. Die Betroffenen fühlen sich zunehmend gefangen, weil das Aufschieben ihnen kurzfristige Erleichterung bringt, aber langfristig ihre Ziele sabotiert. Das Erkennen dieses Unterschieds ist der erste Schritt, um aus dem Prokrastinationsmuster auszubrechen und neue Gewohnheiten zu entwickeln.

5. Strategien zur Überwindung von Prokrastination: Kleine Schritte zum Erfolg

Um Prokrastination zu überwinden, ist es wichtig, realistische und erreichbare Ziele zu setzen. Große Aufgaben sollten in kleinere, überschaubare Schritte unterteilt werden, um die Hemmschwelle zu senken. Statt sich vorzunehmen, „ein ganzes Projekt abzuschließen“, kann es hilfreich sein, nur mit dem ersten Schritt zu beginnen – zum Beispiel „eine Mindmap erstellen“ oder „ein Konzept skizzieren“.

Auch das Prinzip der 5-Minuten-Regel kann effektiv sein: Nimm dir vor, nur fünf Minuten an einer Aufgabe zu arbeiten. In den meisten Fällen wirst du feststellen, dass das Anfangen viel weniger schlimm ist als erwartet und du sogar weitermachst. Diese Technik hilft dabei, den ersten Impuls des Aufschiebens zu überwinden und das Gefühl von Fortschritt zu stärken.

6. Zeitmanagement und Selbstdisziplin: Werkzeuge gegen das Aufschieben

Ein strukturiertes Zeitmanagement ist eine der wirksamsten Methoden, um Prokrastination in den Griff zu bekommen. To-Do-Listen und Priorisierungsmethoden wie die Eisenhower-Matrix helfen dabei, den Überblick zu behalten und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Auch die Pomodoro-Technik, bei der man 25 Minuten fokussiert arbeitet und dann eine kurze Pause einlegt, kann helfen, die Produktivität zu steigern.

Selbstdisziplin lässt sich durch regelmäßige Routinen stärken. Wer sich beispielsweise jeden Morgen eine feste Zeit für konzentriertes Arbeiten reserviert, gewöhnt sich daran, den Tag strukturiert zu beginnen. Wichtig ist, realistische Erwartungen an sich selbst zu haben und sich nicht für kleine Rückschläge zu verurteilen. Selbstdisziplin ist keine Frage der Willenskraft allein, sondern entsteht durch klare Ziele und kontinuierliche Gewohnheiten.

7. Emotionale Regulation und Selbstmitgefühl entwickeln

Da Prokrastination oft emotional motiviert ist, ist es wichtig, gesunde Strategien zur Emotionsregulation zu entwickeln. Atemübungen, Meditation oder Journaling können helfen, Stress abzubauen und klarer zu denken. Auch das Entwickeln von Selbstmitgefühl ist entscheidend: Sei nachsichtig mit dir selbst, wenn du mal ins alte Muster fällst, und erkenne, dass Veränderung Zeit braucht.

Statt sich für das Aufschieben zu verurteilen, ist es hilfreicher, Neugier auf die eigenen Verhaltensmuster zu entwickeln. Welche Gedanken oder Emotionen führen dazu, dass du eine Aufgabe vermeidest? Indem du diese Muster erkennst, kannst du bewusster damit umgehen und konstruktivere Verhaltensweisen entwickeln.

8. Prokrastination überwinden und produktiver leben

Prokrastination ist ein weit verbreitetes Phänomen, das oft durch emotionale und kognitive Faktoren ausgelöst wird. Das Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen ist der erste Schritt, um das Aufschieben in den Griff zu bekommen. Indem du dich selbst besser kennenlernst, realistische Ziele setzt und Strategien zur Selbstdisziplin entwickelst, kannst du lernen, produktiver und zufriedener zu arbeiten.

Veränderung beginnt mit kleinen Schritten. Es ist okay, nicht immer perfekt zu sein – entscheidend ist, dass du bewusst mit deinen Herausforderungen umgehst und kontinuierlich daran arbeitest, deine Ziele zu erreichen. Prokrastination zu überwinden ist ein Prozess, der Geduld und Selbstmitgefühl erfordert, aber mit der richtigen Strategie wirst du erkennen: Du hast die Kontrolle über deine Zeit und deinen Erfolg.

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